Exzessive Expressivität? Arno Schmidts Zettel’s Traum

Meryem Ilknur Demir

Abstract


Mit seinen ver-rückten Schreibverfahren bewegt sich Arno Schmidt in einer Ausdruckszone der Störung, der „materielle[n] Diskontinuität“ (Kristeva 102) wie es Julia Kristeva in La révolution du langage poétique (1974) formuliert. Ihr produktiver Effekt funktioniert allerdings erst durch den Bezug auf ein die Repräsentation bedingendes, kohärentes Artikulationssystem. Indem Schmidt dieses durch seine experimentelle Text-Arbeit partiell durchbricht, gewinnt er Deutungsmacht darüber. Entgegen dem Diktat von Sprache, Ort und Zeit, fließen in zeichenhaft neugeordneten Sinn-Räumen sprachlich heterogene Bereiche ineinander und bringen eine ‚extreme Ausdrucksweise‘ hervor, die jeglichem Sprachkonventionalismus und seinen eingeschliffenen Wahrnehmungsschwellen entgegenarbeitet. Die Dynamik seines Monumentalwerks Zettel’s Traum (1970) basiert auf Abweichungen, Ambivalenzen und Uneindeutigkeiten und somit auch auf immerwährenden Verschiebungen von Sinn, die das Denken und die Wahrnehmung des Sinns überhaupt erst ermöglichen. Zettel’s Traum zerstört damit nicht nur die Illusion objektiv gültiger Interpretationen, er hebt auch Lektüre als einen Modus gesteigerter Aufmerksamkeit und Reflexion hervor.

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